Mantra im Alltag

Auf dieser Seite, die seit August 2023 im Aufbau und ständigen Wachsen ist, finden sich nach und nach Texte für ein tieferes Verständnis der Wirkungsweise von Mantras, und das nicht nur beim gemeinsamen Singen an Mantra-Abenden, sondern darüber hinaus auch für die Praxis in unserem Alltag.

Sie sind vor allem für solche Situationen geeignet, in denen wir gefährdet sind, in Eng-Stellen bzw. Spannungs-Zustände zu geraten, dadurch den Kontakt zu unserer inneren Mitte zu verlieren – und damit auch zu unserer Fähigkeit, uns dem Fluss des Lebens anzuvertrauen.

Hier steht uns das Mantra als immer wieder hilfreiches und auf Dauer heilsames Werkzeug zur Verfügung, wie es im umfassenden Sinne in dem Healing-Song Mother earth, father sky formuliert ist:

You heal my body

you ease my emotions

you clear my thinking

you kiss my soul

Die folgenden Texte sind nicht neu verfasst, sondern Auszüge aus den unzähligen Einladungen, die ich nun seit über 10 Jahren an unsere Mantra-Gruppe versandt habe, in denen immer ein aus unserem Leben gegriffenes Thema und ein dazu passendes Mantra behandelt wurde, das auf der entsprechenden Textseite jeweils auch als Audiodatei hörbar ist.

Da mein PC Anfang 2020 gehackt wurde, sind leider nur noch die danach entstandenen Einladungen vorhanden. Sie beginnen am 5. April 2020, zu der Zeit also, als Corona und all seine Folgen über uns hereinbrachen – und ich selbst als einer der ersten daran erkrankte. Das gemeinsame Singen fand in dieser Zeit bis in den Juli hinein in der Form einer „Online-Konferenz“ statt!

Saraswati, Göttin der Kunst, Musik und Weisheit

5. April 2020

OM Tare

…meine Erfahrung in den manchmal schwierigen Tagen meiner Erkrankung ist die, dass es die Herzenskraft ist, die alles trägt, wenn die dunklen und angstbegleiteten Momente uneres Lebens kommen.

Was mir in solchen Momenten geholfen hat, dies auch tief zu empfinden und zu verstehen, war die musikalische „Botschaft der Liebe, Klangimpulse Vol 5″ von Alexander Aandersan! Sie hat mir geholfen, weinen zu können, was in dem Moment dann auch den Kampf in mir beendet hat gegen etwas, wogegen wir ja ohnehin nicht kämpfen können. Es folgte stattdessen ein Gefühl, wirklich getragen zu sein, erschüttert und getragen. Dadurch konnte ich mich dem unausweichlichen Geschehen in den folgenden Fiebernächten mehr überlassen.

Das vielleicht stärkste Mantra, das wir für die Linderung aufsteigender Angst nutzen können, ist das der Göttin Tara gewidmete:

OM Tare Tutare Ture Swaha

Om, Tara, Du Retterin, Du Beseitigerin aller Ängste, Du höchst Schreckliche, die Du alle Feinde erschlägst, Svāhā!

Tara ist eine Göttin, im Buddhismus als „Grüne Tara“ insbesondere die Göttin des Mitgefühls und der Heilung

3. Mai 2020

OM Asato Ma Sad Gamaya

…zu dem Text des heutigen Mantras, der aus den Upanishaden stammt, möchte ich sagen, dass es zwar wohl schon so sein mag, dass eine tiefe Wahrheit darin liegt, wenn in Zeiten von Corona immer sehr betont wird, dass das Virus die „größte Bedrohung“ sei, die es im menschlichen Leben gibt, nämlich die unseres Lebens selbst. Das ist schon deswegen leicht zu verstehen, weil diese Bedrohung auch unsere größte Angst hervorruft, also die Angst vor dem Tod, der Beendigung zumindest unseres physischen Lebens!

Andererseits erinnert uns dieses Mantra aber auch an eine andere tiefe Wahrheit: dass es nämlich schon w ä h r e n d der Dauer eines menschlichen Lebens auch eine andere große Gefahr gibt, die wir angesichts der Angst vor dem Tod leicht außer acht lassen; das ist die Gefahr des Verlustes unseres Bewusstseins davon, dass wir in Wirklichkeit mehr sind, als ein lediglich organismisches Wesen, was ja hieße, dass wir lediglich ein Zellhaufen wären, scheinbar ohne Bewusstsein, dessen Hauptziel nur im Überleben bestünde – und zwar egal wie und zu welchem Preis!

Deswegen ist es wichtig, uns folgendes zu vergegenwärtigen: auch wenn wir sterben, oder grade weil wir sterblich sind, sind wir Bürger zweier Welten, wie Karlfried Graf Dürkheim – der Gründer der Initiatischen Therapie – einmal sagte. Bürger also des irdischen und des göttlichen Reichs bzw. Raumes.

Wir sind „All das“ (tat sat), aus dem wir hervorgegangen sind, und von dem wir niemals getrennt sein werden! In uns lebt die göttliche Schwingung (OM oder AUM), der göttliche Funke, der nicht erlischt, auch wenn unser Körper sich auflösen, sich transformieren wird. Die Vorstellung des Todes als absolutem Ende von allem Leben ist Maya, eine Illusion unseres begrenzten Vorstellungsvermögens. Wenn wir nur ihr anhängen, riskieren wir eine Art Sterben schon jetzt im Leben.

Um diesem etwas entgegenzusetzen, und um das Bewusstsein von uns als einem unsterblichen Wesen zu bestärken, singen wir

OM Asato Ma Sad Gamaya
Tamaso Ma Jyotir Gamaya
Mrtyor Ma Amrtam Gamaya

Führe uns vom Unwirklichen zum Wirklichen

von der Dunkelheit zum Licht

von der Sterblichkeit (dem Unwissen) zur Unsterblichkeit (zum bewussten Sein).

14. Juni 2020

OM namah shivaya

…hier die Einladung für unseren nächsten virtuellen Mit-Sing-Mantra-Abend, der bei Euch allen zu hause stattfinden wird und zugleich im offenen Raum, in dem wir alle miteinander verbunden sind.

Wir alle verbunden im offenen Raum, das klingt schön, nicht wahr? Aber: gibt’s denn sowas überhaupt, werdet Ihr Euch vielleicht fragen, und wie soll dieser Raum denn eigentlich aussehen? Und diese Verbindung, wie soll die dann funktionieren?“

Die Antwort ist: ja, es gibt Dinge, die wir nur sehr schwer verstehen, weil sie sich unserer sinnlichen Wahrnehmung entziehen. Was sie uns aber vielleicht doch begreiflich werden lässt, ist die Möglichkeit, sie symbolisch oder poetisch darzustellen und sie so für uns in Worte zu übersetzen, die wir nach und nach verstehen können. Transformation needs translation, wie mein Lehrer Michael Plesse gerne zu sagen pflegte.

Eine der schönsten Übersetzungen, die mir für diesen offenen Raum begegnet ist, ist ein Lied-Text der Pop-Gruppe Moody Blues auf ihrem Album „In search of the lost chord“ aus dem Jahr 1968 mit dem Titel „The word“.

Darin wird der Raum, den wir im Alltagsverständnis ja für komplett leer halten, vor dem Hintergrund der Feld-Theorie aus der Quantenphysik poesievoll als „Garden Universe“ beschrieben, also der Garten des Universums, der eben ganz und gar nicht leer ist, sondern komplett aus Schwingung besteht („vibrates complete“!).

Unser Problem, uns dies wirklich vorstellen zu können, ist dabei, dass wir uns in der sogenannten modernen Gesellschaft, in der wir leben, kulturell darauf geeinigt haben, dass nur das wirklich existent ist, was wir auch sehen und messen können. Moody Blues erklärt das so:

„Between the eyes and ears there lye the sounds of colour and the light of sigh

And to hear the sun, what a thing to believe – but it‘s all around, if we could but perceive

Zwischen unseren Augen und Ohren liegen die Klänge der Farbe und das Licht eines Seufzens

Aber die Sonne hören zu können? Das ist kaum zu glauben. Aber es ist überall, wenn wir’s nur wahrnehmen könnten.“

Salopp formuliert würde das heißen: es ist ja nicht das Problem des ultravioletten Lichtes, dass unser menschliches Auge es nicht wahrnehmen kann…, es existiert auch ohne uns. Manche Insekten (sogenannte „primitive“ Wesen) sehen es übrigens durchaus!

Moody Blues fahren dann fort:

„Two notes of the chord is our poor scope – but to reach the chord is our life’s hope                                 

And to name the chord is important to some, so they give it a word, and the word is AUM                       

Und den Akkord zu benennen, ist für manche wichtig

deswegen geben sie ihm ein Wort, und das Wort ist AUM“

Den „Akkord“ AUM, der im Hinduismus auch als „Urlaut/Anfangslaut“ und erste Manifestation des Göttlichen verstanden wird, können wir als „Feld der Schwingung/Garden Universe“ verstehen. Und wenn wir OM/AUM singen oder tönen, können wir dabei selbst, und zusätzlich im neuronalen Raum (welcher nicht an der Grenze unseres physischen Körpers endet, wie die Quantentheorie besagt!) auch miteinander in Schwingung geraten.

Dies kann man durchaus als eine sehr wirkungsvolle Übersetzungs-Hilfe für den „offenen Raum der Verbindung“ verstehen!

Also lasst uns mit ihm/in ihm sein, singend und tönend:

OM namah Shivaya

Shiva (Sanskrit शिव Śiva [ɕɪʋʌ]: „Glückverheißender“, einer der Hauptgötter des Hinduismus, Manifestation des Höchsten. Als Bestandteil der „hinduistischen Trinität“ mit Brahma (Schöpfer) und Vishnu (Erhalter) verkörpert Shiva das Prinzip der Zerstörung, hier verstanden als Auflösung der Unwissenheit.

15. Juli

Do hamma jetz die Sochn

Mit dem aus einem launigen Urlaubs-Moment heraus entstandenen Mantra (Melodie auf „Neesa, neesa“) ergeht herzliche Einladung an Euch alle zum Open-Air-Gütle-Mantra!


Ich möchte es grade wegen seiner Heiterkeit als ganz ernsthaft gemeintes „Corona-Bewältigungs-Mantra“ bezeichnen, denn mit den „Sochn“ ist eben alles das gemeint, womit uns Corona in den letzten Monaten konfrontiert hat. Und in manch schwierigen Situationenen hat es uns auch radikal in unserer Haltung herausgefordert, wie wir denn mit der „Sache“ umgehen wollen:Jo, was mach ma nacha do??? (bayrisch für: Ja, was machen wir denn jetzt?).

Denn die Quintessenz jedes Mantras, die sich auch schon aus seiner Wortbedeutung ableitet (in etwa: schützende Kraft/schützendes Werkzeug), geht ja in die Richtung, dass wir grade in schwierigen Zeiten mit ihm die Klarheit unseres Geistes hochhalten und vor Verdunkelung und (unbewußten/phantasierten) Ängsten schützen können – also unsere Zuversicht stärken, und die Kraft des Gleichmuts unterstützen: Kriang ma scho no!

Und so ist es ja nun auch mit dem Open-Air-Mantra: nach Versuchen, „es“ mit Audio-Mantra-Abenden an unseren Mittwochabenden „hinzukriegen“, die ja auch hilfreich in der Not waren und sind, ist irgendwann die Idee: ja, wenn nicht drinnen, dann eben draußen geboren worden (no-kriagt). So ähnlich, wie viele Chöre jetzt z.B. auf offenen Parkaus-Decks proben, machen wir das auch. Und mit dem „Gütle“ haben wir ja auch ein wunderschönes Gelände gefunden, auf dem wir an diesem Abend Gast sein dürfen und uns um den See versammeln werden. Des kriang ma scho no!

do-hamma-jetz-die-sachn-2

Do hamma jetz die Sochn

jo, was mach ma nacha Do?

Kriang ma scho no!!!

Gütle-Open-Air-Mantra-Abend

2. Sept.

Ra Ma Da Sa Sa Se So Hong

…bei uns zu hause, wo immer dieses zu hause grade sein mag!

Bei mir sind es heute morgen noch die Berge in der Auvergne gewesen, aber bei Morgentemperauren von regnerischen 12 Grad sind wir schnell entschlossen raus aus den Bergen, und  120 km weiter in den Süden an den wunderbaren Fluss Dordogne, in dem ich das kühlende Element Fluss-Wasser dann ganz gerne um mich hatte!

Und a propos Elemente: wir singen am Mittwoch gemeinsam das momentane Lieblings-Mantra von mir, das Ra Ma Da Sa, Sa Se So Hong, das als Grundlage des verkörperten Seins unserer Seele unabdingbar die 4 Elemente braucht, die in diesem Mantra unter anderem besungen werden. Und zwar für alle anderen Wunder, zu denen wir Menschen talentiert sind, als da sind unsere geistige Dimension (Se), unser g l e i c h z e i t i g e s Sein in der Individualität und in der Unendlichkeit (So), und nicht zuletzt die Erfahrung der Begegnung mit einem Gegenüber, einem Du (Hong)!

Und grade jetzt, wo uns durch die Corona-Beschränkungen sowohl die Natur-Elemente, als auch das DU, mehr noch das WIR, als Erfahrung abhanden zu kommen drohen, jedenfalls in ihrer bisher gewohnten Weise, ist es wichtig für uns, dies alles innerlich zu spüren, indem wir es besingen, es in uns lebendig sein lassen – und uns dadurch auf eine Art doch zuhause fühlen…

Neueste Aktualisierung der Seite: 12.September 2023